Reclaim Your Club

Reclaim Your Club ist eine Diskussions- und Workshopreihe des Hidden Institute. Insgesamt wurden drei Veranstaltungen im Rahmen von verschiedenen Kongressen umgesetzt (Reclaim Your City Kongress, 7. und 8. Hedonistischer Weltkongress). Dabei ging es um die Frage, wie Club- und Party-Kollektive eine selbstreflexive Praxis in Bezug auf die alltägliche Reproduktion von hegemonialen Macht- und Verwertungslogiken umsetzen können. Darauf aufbauend wurden Alltagspraktiken für den Club- und Partybetrieb diskutiert und mit den Teilnehmenden schrittweise (weiter-)entwickelt. Aus der Initiative von Teilnehmenden heraus wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich zum „Reclaim Club Culture“-Netzwerk entwickelt hat und rund 20 Kollektive der Berliner Club- und Partyszene umfasst. In Zusammenarbeit mit dem Hidden Institute wurde die Reclaim Your Club Fibel erarbeitet und veröffentlicht.

Inhaltliche Grundlage der Wissensproduktion in den Workshops bildeten Forschungsfragen, die vor dem Hintergrund einer beobachteten Kommodifizierung und Professionalisierung der Kunst- und Kulturproduktion im Zuge neoliberaler Stadtentwicklungspolitik aufgestellt wurden. Der Fokus lag dabei auf einer vermuteten (Re-)Politisierung der Clubcultur und emanzipatorischen (Alltags-)Strategien im Clubbetrieb. Als Teilnehmer:innen der Workshops wurden Vertreter:innen von Club- und Partykollektiven aus verschiedenen Städten eingeladen. Die Workshops waren offen angelegt und wurden in der Szene beworben, daher konnten sich auch Gäste als Expert:innen des Club- und Partyalltags einbringen. Auf Basis dieses partizipativen Forschungsdesigns wurden die Workshops als kollektiver Wissensaustausch organisiert und von mehreren Moderator:innen so strukturiert, dass Handlungsansätze erarbeitet wurden, die sich laut den Teilnehmenden als Grundlage für einen emanzipatorischen Party- und Clubbetrieb eignen. Dabei wurden die Handlungsansätze in mehrere Bereiche eingeteilt (booking, staff, structure – hierarchy, networking, awareness & safer spaces, inclusion – exclusion, doorpolicy).

Fazit

Wie sich gezeigt hat, nehmen die teilnehmenden Partygänger:innen und Clubbetreiber:innen eine zunehmende Kommodifizierung und Professionalisierung der Party- und Clubszene wahr. Diese Entwicklung lässt sich insbesondere in Berlin beobachten. Dort hat sich in der Nachwendezeit eine heterogene, selbstorganisierte und nicht-kommerzielle Party- und Clubszene herausgebildet. Diese gerät im Zuge der Stadtentwicklung Berlins zunehmend unter Druck, da Orte der Szene von Mietsteigerungen betroffen sind und für die Immobilienentwicklung attraktiv werden. Gleichzeitig erlangen auch Nischenorte durch den ausgeprägten Partytourismus in Berlin größere Bekanntheit. In diesem Zuge steigt teilweise der Kontroll- und Regulierungsdruck von Seiten der Stadtverwaltung. In Folge müssen sich viele Projekte strukturell professionalisieren, wodurch emanzipatorische Praktiken wie Selbstorganisation, Offenheit, Nicht-Kommerzialität in den Hintergrund treten. Dennoch besteht bei vielen Akteuren ein ausgeprägtes Wissen über emanzipatorische Praktiken und es gibt das Bestreben, darauf aufbauend Handlungsansätze für eine emanzipatorische Party- und Clubkultur zu reaktivieren und zu entwickeln. Einige Anregungen dazu wurden in der Reclaim Your Club Fibel zusammengetragen.

Material

Download (PDF): Reclaim Your Club Fibel

Herausgeber*innen: „Reclaim Club Culture“ Netzwerk. Bei der Konzeption waren unter anderem folgende Clubs, Gruppen und Kollektive beteiligt: ://About Blank, Bewegungsfreiheit, Hidden Institute, Irrlichterliebe, Jonny Knüppel, Mensch Meier, Rebellion der Träumer, Rummels Bucht, Sonntagsinstitut, Spartacus RCC AG.

Grafik & Illustration: Jule Roschlau

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