Horizontale Kooperationen zur gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung

Wer beteiligt wen, woran und wie? – Ob bei der Gestaltung von öffentlichen Räumen, der Aufwertung von Stadtteilen, dem Verkauf von städtischen Flächen oder der Konzeption von Naherholungsorten – in vielen Fällen gibt es Kritik von Stadtbewohnerinnen, wenn bei Fragen der Stadtentwicklung kein Dialog auf Augenhöhe mit den betroffenen Akteuren entsteht. Beteiligungsformaten liegt in der Regel ein Top-Down-Verständnis zu Grunde, wobei Stadtbewohnerinnen an weitgehend fertigen Planungen „beteiligt“ werden sollen. Hinzu kommt, dass ihre Vorschläge oft vernachlässigt oder nicht umgesetzt werden. Daher stellt sich die Frage, wie Akteure aus der Politik, den Behörden und der Zivilgesellschaft so zusammenarbeiten können, dass akzeptable Ergebnisse für alle Beteiligten erzielt werden. weiterlesen

Anhand aktueller Stadtentwicklungsprozesse wie Stuttgart 21, der Sanierung des Gängeviertels in Hamburg oder der Nutzungen auf dem Tempelhofer Feld in Berlin lässt sich beobachten, dass es zukünftig nicht mehr nur um Beteiligung „von oben“ gehen kann.

Wenn Politik, Behörden und Zivilgesellschaft gemeinsame Lösungen erarbeiten wollen, dann muss es um Kooperation und Verhandlung auf Augenhöhe gehen. Eine oft genannte Forderung von stadtpolitischen Initiativen ist daher, dass Politik und Verwaltung alle relevanten Informationen sowie Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten umfassend transparent machen. Des Weiteren müssen Formate und Strukturen entwickelt und umgesetzt werden, die eine Verhandlung von Positionen, Wissenszugängen und Interessen auf Augenhöhe aktiv unterstützen.

Ausgehend von diesen Beobachtungen bringt sich das Hidden Institute aktiv in Stadtentwicklungsprozesse ein. In Berlin werden daher gemeinsam mit stadtpolitischen Akteuren Verfahren zur Wissensvermittlung und Formate zur horizontalen Kooperation entwickelt. Dadurch soll eine gemeinwohlorientierte Gestaltung von städtischen Transformationsprozessen unterstützt werden.

1. Arbeitsgruppe zur Entwicklung eines Positionspapiers zu Vermittlungs- und Beratungsstellen für urbanes Engagement in Berlin

Die Arbeitsgruppe beschäftigte sich seit März 2016 mit der Frage, wie öffentliche Anlaufstellen für Stadtbewohnerinnen gestaltet und eingerichtet werden können um ihr Engagement in Stadtentwicklungsprozessen zu unterstützen. Sie besteht aus Vertreterinnen von Initiativen und Einzelpersonen mit teilweise sehr unterschiedlichen Anforderungen an solche Anlaufstellen. Das Hidden Institute begleitet diesen Prozess durch die Moderation und Dokumentation von Arbeitstreffen und bringt praxisorientierte und theoriebasierte Expertise ein.

Hintergrund:

Die Idee zur Entwicklung eines Positionspapiers für Vermittlungs- und Beratungsstellen ist unter anderem durch die Ergebnisse des Forschungsprojekts Kreative Nutzung von Freiräumen in der Stadt – Freiraumfibel entstanden, das im Auftrag des Bundesministeriums für Bau-, Stadt und Raumforschung umgesetzt wurde. Als Ergebnis der Forschung wurde empfohlen, dass öffentliche Anlaufstellen eingerichtet werden sollen (siehe Handlungsempfehlung 1 auf Seite 5 im zugehörigen Forschungsbericht), die das zivilgesellschaftliche Engagement in der Stadtentwicklung unterstützen. Bezugnehmend auf diese Handlungsempfehlung wurde im März 2016 auf dem „Urban Parliament“ in der Akademie der Künste Berlin im Rahmen der Ausstellung DEMO:POLIS öffentlich diskutiert, wie solche Anlaufstellen als Vermittlungs- und Beratungsstellen konzipiert und für Berlin eingefordert werden könnten.

2. Beteiligung am „Initiativkreis Stadtforum von Unten“

Der Initiativkreis hat sich aus Kritik an den Formen der aktuellen Entwicklung von „Leitlinien für Bürgerbeteiligung für Projekte und Prozesse der räumlichen Stadtentwicklung“ (siehe stadtentwicklung.berlin.de) gegründet. Er fordert, dass die Zivilgesellschaft an Stadtentwicklungsprozessen umfassender beteiligt wird und die Planung und Umsetzung von Beteiligung offener und hierarchiefreier gestaltet wird (siehe stadtforum-von-unten.de). Um diese Forderung in die Praxis umzusetzen wurde ein „Stadtforum von Unten“ initiiert, das am 26. Juni 2017 parallel und am gleichen Ort wie das offizielle Berliner Stadtforum stattfand. Dabei wurde in einer horizontal strukturierten Versammlung (Assembly) mit rund 250 Teilnehmen*innen über die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen von Beteiligung und Teilhabe in der Stadtentwicklung diskutiert. Das Hidden Institute unterstützt den Initiativkreis durch inhaltliche Expertise, die Moderation von Arbeitskreisen und begleitet die Dokumentation des „Stadtforums von Unten“.

Hintergrund:

Die Idee, Umsetzung und Forderung nach einer Förderung des Stadtforums von Unten gibt es in Berlin seit den 90er Jahren. Es war als Gegenentwurf zum offiziellen Stadtforum gedacht (siehe Antrag an das AGH Berlin). Aus Sicht der Initiativgruppe ist es immer noch notwendig, dass der Austausch zwischen den Akteuren horizontal organisiert wird. Daher wurde aus den Diskussionsergebnissen des „Stadtforums von Unten“ im Juni 2017 ein Forderungspapier zur Neuausrichtung des offiziellen Stadtforums erstellt und zusammen mit einem vom Initiativkreis vorbereiteten Projektantrag zur „Beteiligung an der Beteiligungsplanung“ auf der öffentlichen Abschlussveranstaltung an die Senatorin für Stadtentwicklung Katrin Lompscher übergeben. Derzeit wird vom Initiativkreis ein zweites „Stadtforum von Unten“ für Herbst 2017 geplant und die Ergebnisse des ersten Forums vom Juni umfassend aufgearbeitet

(Foto oben von Till Budde via bizim-kiez.de)

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